Wie entstand eine historische Landkarte? Kartographie im Mittelalter und der frühen Neuzeit

Wie entstand eine historische Landkarte? Kartographie im Mittelalter und der frühen Neuzeit

Starten wir diesen Blogeintrag mit einer Zielstellung: Das Ziel der Kartographie ist es die Topographie einer Region zu sammeln, zu bündeln und auf einem Medium darzustellen.

Doch wie erstellten die Kartographen im 16. Jahrhundert eine Karte, wo sie doch nicht wie heute von oben auf die Erde hinabschauen konnten, und warum sind gerade aus dieser Zeit so viele Landkarten noch vorhanden?


Abb. 1: Landkarte Ptolemäus

Schon im antiken Griechenland war bekannt, dass anhand von Sternenbildern die eigene Position festgestellt werden konnte. Über den berechneten Winkel zu verschiedenen Sternenbildern konnte schon damals eine relativ genaue Positionskoordinaten, damals “Ortspositionen” genannt, erfasst werden. Der Grieche Ptolemäus entwickelte ein Koordinatensystem und verortete schon im Jahr 150 n.Chr. Städte der bekannten Welt auf einer Karte. Doch diese Landkarte hatte noch wenig mit heutigen Landkarten gemein. 


Abb. 2: Weltkarte Mercator

Für die ordentliche Darstellung der Orte auf einer Karte war nämlich eine Projektion notwendig, um die gekrümmte Oberfläche der Erde auf eine flache, zweidimensionale Karte zu übertragen. Während Ptolemäus’ Karte einer Kurve (siehe Abb. 1) glich, um die Kugel-Form der Erde abzubilden, entwickelte Gerhard Mercator 1569 die auch heut noch nach ihm benannte Mercator-Projektion (siehe Abb. 2). Diese Kartenprojektion war eine winkeltreue Zylinderprojektion (Die Kugel wird auf einem Zylinder abgebildet) und damit perfekt für die Navigation geeignet, da die Winkel zwischen Realität und Abbildung identisch waren. Dafür stimmen die Proportion nicht mit der Realität überein. Es gibt noch viele weitere, teils verrückte Projektionen z.B. die Baker-Projektion (siehe Abb. 3). 


Abb. 3: Baker Projektion

Im Allgemeinen führten die Kartenprojektionen dazu, dass die Karten rechteckig werden konnten und gleichzeitig die homogene Darstellung der Topographie möglich war. Dafür mussten die Koordinaten für die Projektion umgerechnet werden und konnten dann auf die Karte übertragen werden. Auf Basis dieser Punkte begann die Ausgestaltung der Karte. Dafür waren große Mengen von Informationen notwendig. 



Die Kartographen dieser Zeit waren Jäger und Sammler. Reiseberichte und Beobachtungen aus allen Teilen der Welt waren für sie von hohem Wert, da diese benötigt wurden, um weitere Datenpunkte und Informationen über die Topographie zu sammeln. Teilweise bereisten sie wie Abraham Ortelius selbst ganz Europa. Zusätzlich wurden auch alte Karten genutzt. Anhand der gesammelten Informationen wurden die Gebietscharakteristika zwischen den bekannten Koordinaten modelliert und möglichst detailgetreu dargestellt. Gerade zu dieser Zeit war das mitunter auch noch eine künstlerische Betätigung. 


Abb. 4: Weltkarte von Ortelius

Doch wer glaubt, dass dieser Prozess händisch erfolgte und jede Karte zu dieser Zeit ein handgemaltes Unikat war, der irrt. Denn die rasante Verbreitung von Landkarten gerade zu dieser Zeit ist wohl auch auf eine andere Entwicklung zurückzuführen. Die Karten wurden nicht mehr als Unikate auf Papier gefertigt. Durch den 1450 von Johannes Gutenberg erfundenen Buchdruck konnten Karten per Kupferplatte reproduziert und als Kartenwerke und Atlanten verbreitet werden. So brachten große Kartographen wie Abraham Ortelius oder Gerhard Mercator Kartenwerke heraus und ihre Druckplatten wurden noch über Jahrzehnte nach ihrem Tod weitergenutzt. 


So ist auch zu erklären, weshalb immer noch so viele der Karten des 16. und 17. Jahrhunderts erhalten sind, während es aus den vorherigen Jahrhunderten nur einzelne, wenige Karten gibt. Heute sind sie zeitlose Relikten der kartographischen Entwicklung.

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