Kartengeschichten Teil 6: Zwischen Elbe, Harz und Halle – Die Karte des Herzogtums Magdeburg von 1725

Kartengeschichten Teil 6: Zwischen Elbe, Harz und Halle – Die Karte des Herzogtums Magdeburg von 1725

Wie Peter Schenk der Jüngere Sachsen-Anhalt auf Kupfer bannte - Ein Blick ins Jahr 1725

Im frühen 18. Jahrhundert war Mitteleuropa ein Mosaik aus Herzogtümern, Fürstentümern und kleinen Grafschaften. Es war die Zeit des Absolutismus, in der mächtige Fürstenhöfe das politische Bild bestimmten und der Glanz Frankreichs unter Ludwig XIV. weit über die Grenzen hinausstrahlte.

In dieser Welt entstand 1725 eine Karte, die mehr zeigt als Linien und Orte – sie erzählt von Territorien, Herrschaft, Landschaft und einem Deutschland vor der Einheit. Der Kupferstecher Peter Schenk der Jüngere fertigte die „Geographische Charte des Herzogtums Magdeburg und Halle“, eine Karte, die uns heute ein präzises Fenster in die politische und natürliche Topografie der damaligen Zeit öffnet.

Der Kartograph – Peter Schenk der Jüngere

Peter Schenk der Jüngere (1660–1711) entstammte einer Familie von Kartenmachern und Verlegern. Er führte das Werk seines Vaters fort und machte sich als bedeutendster Verleger sächsischer Spezialkarten in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Namen.

Seine Karte des Herzogtums Magdeburg ist ein Meisterstück der deutschen Kupferstechkunst – technisch präzise, klar gegliedert und zugleich künstlerisch fein gearbeitet. Gedruckt wurde sie in Amsterdam, einem der wichtigsten Zentren der europäischen Kartographie.

Eine Landschaft zwischen Elbe und Harz

Der Blick auf Schenks Karte offenbart ein Land zwischen Wasserläufen und Wäldern, Hügeln und Städten. Die Darstellung ist monochrom in Schwarz-Weiß, aber reich an Details – von Flüssen und Seen über Waldflächen bis zu kleinen Ortschaften.

Die Flüsse – Lebensadern der Region

Im Mittelpunkt steht die Elbe, die sich wie ein Rückgrat durch das Herzogtum zieht.
Sie wird gespeist von der Havel im Norden und der Saale im Süden. Zahlreiche Nebenflüsse wie Mulde, Wipper, Bode, Ohre und Aland durchziehen das Land – ein dichtes Netz, das Handel, Landwirtschaft und Siedlung prägte.

Seen und Gewässer

Dunkel eingezeichnet sind die großen Seen der Region – der Plauer See bei Brandenburg, der Ascherlebische See, heute in mehrere kleine Seen geteilt, und zahlreiche kleinere Gewässer, die der Karte Tiefe und Struktur verleihen.

Gebirge und Höhenzüge

Abgesehen vom Harz im Südwesten zeigt das Herzogtum ein eher flaches Relief.
Der Fläming zieht sich vom Zentrum nach Osten, während im Nordosten die Rhinower Berge verzeichnet sind – ein Ort, an dem Otto Lilienthal rund 150 Jahre später seine ersten Flugversuche wagen sollte. Bemerkenswert: Die fruchtbare Magdeburger Börde erscheint ohne Gipfel, obwohl das Gelände leicht hügelig ist – vielleicht ein Ausdruck des kartographischen Fokus auf politische und nicht topografische Merkmale.

Wälder – ein Zeichen der Erholung

Großflächige Waldgebiete deuten darauf hin, dass sich der Waldbestand im 18. Jahrhundert nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges wieder erholt hatte.
Nur der Harz ist stellenweise kahl – eine Folge des intensiven Erzabbaus, der dort seit Jahrhunderten betrieben wurde.

Herzöge, Fürsten und Grenzen – eine politische Landkarte

Schenks Karte ist ebenso ein politisches Dokument.
Sie zeigt die komplexe Herrschaftsstruktur Mitteldeutschlands im frühen 18. Jahrhundert – eine Landschaft zwischen Preußen, Sachsen und den zahlreichen Kleinstaaten, die später das heutige Sachsen-Anhalt bilden sollten.

Das Herzogtum Magdeburg

Das Herzogtum Magdeburg erstreckte sich von Helmstedt bis Brandenburg an der Havel und von Havelberg bis Merseburg.
Es gehörte seit dem Dreißigjährigen Krieg zum Kurfürstentum Brandenburg und stand damit unter der Herrschaft des Königs von Preußen.
Die wichtigsten Städte: Halle (bis 1714 Hauptstadt) und Magdeburg (ab 1714 Hauptstadt).
Die Rivalität zwischen beiden Städten überdauerte Jahrhunderte – sogar nach der Wiedervereinigung 1989 stritten sie um den Sitz der neuen Landeshauptstadt Sachsen-Anhalt.

Das Fürstentum Anhalt

Kein zusammenhängendes Territorium, sondern in vier Linien geteilt:

  • Anhalt-Bernburg

  • Anhalt-Köthen

  • Anhalt-Dessau

  • Anhalt-Zerbst
    Erst 1812 vereinigten sich die Linien wieder – ein Vorläufer des heutigen Bundeslandnamens Sachsen-Anhalt.

Das Amt Gommern

Ein Relikt des alten Herzogtums Sachsen, eine Exklave im Gebiet Magdeburgs, die zum Kurfürstentum Sachsen gehörte – ein Beispiel für die territorialen Verwicklungen des alten Reichs.

Die Grafschaft Barby

Eine kleine, aber traditionsreiche Grafschaft an der Elbe, die 1723 endgültig an Sachsen fiel.

Altmark, Mittelmark und Mansfeld

Die Altmark und Mittelmark bilden das Kernland der brandenburgischen Mark.
Die Grafschaft Mansfeld, östlich des Harzes gelegen, war klein, aber bedeutend – bis 1780 Sitz einer eigenständigen Grafenlinie.

Sachsen, Halberstadt und Braunschweig-Wolfenbüttel

Der Süden der Karte zeigt die Kurfürstentümer Sachsen und Halberstadt – Rivalen Preußens und zugleich kulturelle Machtzentren. Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, entstanden 1269, markiert den Übergang nach Niedersachsen – ein Beispiel für die zersplitterte Territorialordnung jener Zeit.

Ein Werk zwischen Kunst und Wissenschaft

Schenks Karte ist nicht nur ein Dokument der Vermessung, sondern ein Werk der künstlerischen Präzision. Jede Linie wurde in Kupfer gestochen, jeder Schriftzug von Hand gespiegelt. Der Betrachter spürt den Übergang von der handwerklichen zur wissenschaftlichen Kartographie – eine Epoche, in der Karten nicht nur Orientierung boten, sondern Macht, Wissen und Ordnung repräsentierten.

Ein Stück Geschichte für die Wand

Diese originale Karte des Herzogtums Magdeburg und Halle von Peter Schenk dem Jüngeren (1725) ist heute Teil der Sammlung der Kartenhandlung Rothert
hochwertig reproduziert, auf feinem Papier, in zwei Größen bis 40×30 cm erhältlich,
wahlweise ungerahmt oder im eleganten Rahmen.

➡️ Jetzt entdecken: Karte des Herzogtums Magdeburg (1725)

Außerdem gibt es diesen Blog-Eintrag als YouTube-Video:

Hinterlasse einen Kommentar